Die Adipositas verstehen:
Infor­ma­tionen & Wissenswertes

Ihr Weg in ein gesünderes Leben

Sie stehen an einem Scheidepunkt Ihres Lebens und sind fest entschlossen, einen neuen, gesünderen Lebensstil zu wählen. Wir unterstützen Sie in allen Fragen, räumen Zweifel aus dem Weg und begleiten Sie auf diesem Weg.

Zunächst erfolgt die ambulante Vorstellung in der Adipositassprechstunde. Die Indikation für einen adipositas­chirurgischen Eingriff ist unter folgenden Bedingungen gegeben:

  1. Bei Patienten mit einem BMI ≥ 40 kg/m2 ohne Begleiterkrankungen und ohne Kontraindikationen nach Erschöpfung der konservativen Therapie.
  2. Patienten mit einem BMI ≥ 35 kg/m2 mit einer oder mehreren Adipositas-assoziierten Begleiterkrankungen und ohne Kontraindikationen nach Erschöpfung der konservativen Therapie.

Unter bestimmten Umständen kann eine Primärindikation zu einem adipositas­chirurgischen Eingriff gestellt werden, ohne dass vorher ein konservativer Therapieversuch erfolgte. Eine der folgenden Bedingungen muss hierfür erfüllt sein:

  • BMI ≥ 50 kg/m2
  • Patienten, bei denen ein konservativer Therapieversuch durch das multidisziplinäre Team als nicht erfolgsversprechend bzw. aussichtslos eingestuft wurde
  • bei Patienten mit besonderer Schwere von Begleit- und Folge­erkrankungen, die keinen Aufschub eines operativen Eingriffs erlauben

Zur Operation benötigen Sie einen Einweisungsschein Ihres Hausarztes.

Was sind Voraussetzungen für eine OP?

Grundlegend müssen alle Patien­tinnen und Patienten vor einer bariatrischen Operation folgende Voraussetzungen erfüllen:

  1. Endokrinologisches Gutachten:
    Zum Ausschluss einer hormonellen Ursache der Adipositas.
     
  2. Psychiatrisches Gutachten:
    Wenn Sie bisher nicht in ambulanter psychiatrischer Betreu­ung sind, vereinbart unser Sekretariat mit Ihnen einen Termin für die psychiatrische Begutachtung gern bei uns im Haus.

Sind Sie bereits in ambulanter psychiatrischer Behandlung, erfolgt die Begutachtung durch diesen nieder­ge­lassenen Kollegen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit dieses Gutachten auch online über www.adipositasgutachten.de erstellen zu lassen.

Patien­tinnen und Patienten, die keine Primärindikation erfüllen, sind verpflichtet, vor geplanter Operation einen Antrag auf Kosten­übernahme bei ihrer Kranken­kasse zu stellen. Sie müssen zuvor nachweisen, dass sie langfristig konservative Maßnahmen zur Gewichts­reduktion im Rahmen eines multi­modalen Therapie­konzeptes absolviert haben.

Die konservative Basistherapie steht auf drei Säulen:

  • Ernährungs­therapie
  • Bewegungs­therapie
  • Verhaltens­therapie

Es besteht die Möglichkeit die multi­modale konservative Therapie online über www.adipositasgutachten.de zu absolvieren oder über Ihre Kranken­kasse vor Ort.

Die Ansprechpartner für Ihre Fragen

Bild von Dr. med. Jörg Pertschy (Chefarzt der Klinik für Allge­mein-, Visceral-, Thorax- und Gefäß­chirurgie am KKH Erfurt)
Bild von Dr. med. Jörg Pertschy (Chefarzt der Klinik für Allge­mein-, Visceral-, Thorax- und Gefäß­chirurgie am KKH Erfurt)
Dr. med.Jörg PertschyChefarzt & Leiter des Adipositas­zentrum

Berechtigungen

  • Weiterbildungsermächtigung im Fachgebiet “Allgemeine Chirurgie”; 72 Monate davon 24 Monate Basisweiterbildung
  • Weiterbildungsermächtigung im Fachgebiet "Visceralchirurgie" 48 Monate
  • Weiterbildungsermächtigung im Fachgebiet "Gefäßchirurgie" über einen Zeitraum von 36 Monaten
  • Weiterbildungsermächtigung Teilgebiet "Proktologie" 12 Monate

Studien

  • Prospektive Multizentrische Beobachtungsstudie: "Qualitätssicherungsstudie Magenkarzinom (Primärtumor)"; AN-Institut für Qualitätssicherung, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Prospektive Multizentrische Beobachtungsstudie: "Operative Therapie der Adipositas" ; AN-Institut für Qualitätssicherung, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Qualitätssicherungsstudie "Rektum-Karzinom (Primärtumor) - Elektiv-Operation"; AN-Institut für Qualitätssicherung, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Molekulare Signaturen im kolorektalen Karzinom (MSKK); Signature Diagnostics AG Potsdam Studienverantwortlicher Arzt: Dipl.-Med. Michael Mrotzek
  • FAMKOL-Studie; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
    Studienverantwortliche Ärztin: Dr. Stefanie Vischer
Dr. med.Jörg PertschyChefarzt & Leiter des Adipositas­zentrum
Dr. med.Stefanie VischerOberärztin
Dr. med.Stefanie VischerOberärztin
Dr. med.Volker WeißeLtd. Oberarzt
Dr. med.Volker WeißeLtd. Oberarzt

Die Terminvereinbarung zur Operation erfolgt über unser Sekretariat der Klinik für Allge­mein-, Visceral-, Thorax- und Gefäß­chirurgie unter 0361 654-1201.

Vor dem geplanten stationären Aufenthalt ist die Durchführung einer Gastroskopie (Magen­spiegelung) zum Ausschluss von Kontra­indi­kationen für die bariatrische Operation nötig.

FAQ - Häufig gestellte Fragen

... und die Antworten darauf.
Fragen zur Adipositas

Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Parameter zur Klassifizierung des Körpergewichtes. Sie können Ihren BMI berechnen, indem Sie Ihr Körpergewicht ins Verhältnis zu Ihrer Körpergröße setzen (Formel: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Größe (in m) zum Quadrat).

Ein Mensch mit einem Gewicht von 100 kg hat bei einer Körpergröße von 1,70 m einen BMI von 34,6 kg/m².

Eine Adipositas ersten Grades besteht ab einem BMI von 30 kg/m², ab einem BMI von 35 kg/m² spricht man von einer Adipositas zweiten Grades und ab einem BMI von 40 kg/m² von einer Adipositas dritten Grades. Eine Super-Adipositas besteht ab einem BMI von 50.

Eine Adipositas beeinträchtigt Ihre Lebensqualität und senkt die Lebenserwartung um bis zu 20 Jahre. Schwere Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II, Blut­hoch­druck, Depressionen, Herz-Kreislauf-Leiden, Gallensteine, Fettleber- und Krebs­erkran­kungen treten bei Übergewicht sehr häufig auf.

In den Fällen, wo konservative Maßnahmen wie Diäten und Sportprogramme nicht zum Erfolg geführt haben und mindestens eine Adipositas dritten Grades vorliegt oder bei einer Adipositas zweiten Grades mit Begleiterkrankungen, empfiehlt sich eine Operation.

Fragen zur Operation und Nachsorge

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Verfahren der Operation:

  • die rein restriktiven sowie
  • die kombiniert restriktiv-malapsortiven Operations­verfahren.

Die rein restriktiven Verfahren vermindern nur die Nahrungszufuhr. Bei den kombinierten Verfahren wird zum einen die Nahrungszufuhr eingeschränkt, zum anderen ein Teil der natürlichen Darmpassage ausgeschaltet, so dass auch die Nährstoffaufnahme im Darm eingeschränkt ist.

Wir stimmen die individuelle Behandlung in umfassenden Aufklärungs- und Beratungsgesprächen mit Ihnen ab. Relevante Faktoren für die Entscheidung sind Ihre körperliche Aktivität, Ihr Alter, eventuelle Begleiterkrankungen und Ihr Essverhalten.

Als Therapieoptionen bieten wir an:

  • den Schlauchmagen
  • den Roux-Y-Magenbypass
  • den Mini Gastric Bypass
  • den Magenballon
  • das Magenband

Wir operieren diese Verfahren in minimal-invasiver Technik („Schlüssellochchirurgie“).

Wir bieten Ihnen die Möglichkeit der lebenslangen Nachsorge. Im ersten Jahr nach der Operation erfolgt die Nachsorge vierteljährlich, im 2. Jahr halbjährlich und ab dem 3. Jahr jährlich. Zur Unter­suchung benötigen wir aktuelle Laborwerte.

Die Operation am Magen (und Darm) ist eine Therapie, die nicht Ihr "Suchtverhalten", das in der Regel zur Gewichtszunahme geführt hat, beeinflusst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie vor, während und nach der Operation psychologisch unterstützt und begleitet werden.

Normalerweise liegt die Dauer der Gewichtsreduktion zwischen 12–24 Monaten, danach sollte sich das Gewicht stabilisieren.

Wenn Ihre Gewichts­abnahme stagniert, liegt das meistens an der zu umfangreichen Kalorienzufuhr (Essen, Trinken, Alkohol) und/oder der Nichtbeachtung weiterer Faktoren z.B. Bewegungsmangel. Um gemeinsam die Ursachen zu finden, sollte ein genaues Ernährungs- und Bewegungsprotokoll geführt werden. Ohne Bewegung können Sie Ihr Gewicht nicht weiter reduzieren oder stabilisieren.

Eine tatsächliche Beschleunigung ist nicht möglich, Sie können aber Fehler vermeiden, die Ihre Genesung ausbremsen. Das betrifft in der Regel immer die Nahrungsmenge und -qualität in den ersten Tagen nach der Operation. Dazu erhalten Sie einen Plan von uns, den Sie unbedingt einhalten sollten. Definitiv vermeiden sollten Sie ein "Überessen“, Erbrechen oder kohlensäurehaltige Getränke, welche die frischen Nahtverbindungen ernsthaft in Gefahr bringen können.

Nach ca. 10 bis 14 Tagen sollten die Nähte verheilt sind.

Sie dürfen jede Position zum Schlafen einnehmen.

So ein Eingriff kann durchaus sinnvoll sein, wenn sich Ihr reduziertes Gewicht über ca. 6 Monate stabilisiert hat und es nach der Gewichtsreduktion zu einer Ausbildung von Fettschürzen oder Hautlappen gekommen ist, die Ihre Bewegung oder Körperhygiene beeinträchtigen. 

Plastisch-rekonstruktive Eingriffe werden frühestens 2 Jahre nach einer bariatrischen Operation durchgeführt. Die Kosten­übernahme muss erneut bei Ihrer Kranken­kasse beantragt werden.